Als Finn am 7. Oktober 2014 auf die Welt kam, hatte seine Mutter fest mit dem Landeserziehungsgeld gerechnet. Als Rot-Rot-Grün den Stichtag rückdatierte – initiierte Lydia Gille vom Eichsfeld ausgehend eine Unterschriftenaktion. Inzwischen soll der 1. Juli 2015 der Stichtag sein – auch dagegen wenden sich 1500 Unterzeichner. Foto: Eckhard Jüngel
Uder/Erfurt. Als dann Rot-RotGrün ernst machte mit den Regeln für die Abschaffung des Erziehungsgeldes, war das ein großer Schreck für Lydia Gille: Zunächst sah es so aus, als würde auch sie leer ausgehen.
Mittlerweile ist der Stichtag zwar vom 1. Juli 2014 auf den 1. Juli 2015 verlegt worden, dennoch hält sie mit Ramona Rosenstock-Fischer an ihrer Unterschriftensammlung fest: Es geht ihnen nicht nur um ihre eigene Elternzeit. Die Frauen wollen erreichen, dass das Thüringer Erziehungsgeld generell erhalten bleibt. 1500 Unterschriften haben sie mittlerweile gesammelt und noch immer kommen weitere dazu – am Donnerstag werden sie diese Bekundungen pro Erziehungsgeld Michael Heym (CDU) vom Petitionsausschuss und Birgit Pelke (SPD) vom Sozialausschuss im Landtag in Erfurt übergeben.
Finn ist Gilles zweites Kind. Beim ersten – mittlerweile vier Jahre alt – war sie nur kurze Zeit zu Hause. Diesmal will sie zwei Jahre ganz der Familie widmen. Das gab auch den Anstoß für die Unterschriftenaktion unter der Überschrift „Für ein soziales und familienfreundliches Thüringen – für den Erhalt des Thüringer Landeserziehungsgeldes“. Gille ist nicht allein: Viele Familien, die sie kennt, sind ebenfalls für das Erziehungsgeld. Ihre wichtigste Mitstreiterin ist Ramona Rosenstock-Fischer – ebenfalls aus Uder und Mutter in Elternzeit.
Am 30. April ging‘s los mit der Unterschriftensammlung – unterstützt von den Familienverbänden und der CDU. Der persönliche Ärger über den rückwirkenden Stichtag – „das war nicht fair gegenüber den Eltern“ – ist zwar verflogen: Gille kann wie geplant das Erziehungsgeld beantragen. Doch inzwischen geht es ums Prinzip und darum, allen Eltern zu helfen, deren Kinder nach dem 1. Juli 2015 geboren werden. Auch sie sollen von der Zuwendung profitieren können. Für Gille ist das Landeserziehungsgeld „eine Anerkennung für Familien“. Ohne dieses Geld werde den Eltern die Wahlfreiheit genommen, in den ersten Jahren die Kinder selbst zu erziehen und sie nicht in die Krippe geben zu müssen, macht sie deutlich.
Gerlinde Sommer / 20.05.15 / TLZ