Die feierliche Segnung der drei neuen Bronzeglocken für die Pfarrkirche St. Jakobus in Uder. Foto: Jürgen Backhaus
Verwendet worden war beim Guss der neuen Glocken in der Glocken- und Kunstgießerei im hessischen Sinn das Material ihrer 1989 fehlerhaft gegossenen Vorgängerinnen. Da auch am Glockenstuhl Reparaturbedarf bestand, hatte sich der Kirchenvorstand am 24. Februar vergangenen Jahres zur kompletten Erneuerung der Läuteanlage entschlossen. 1989 hatte sich der Heimatverein „Martin Weinrich“ gerade gegründet, bei der Glockenweihe hatte er seinen Auftritt. Und so wie damals trug auch jetzt Lothar Lendeckel, sichtlich bewegt, das Mundartgedicht „Heimatglocken“ von Martin Weinrich vor, in dem es immer wieder heißt: „Willem kumm heime“. Die Glocken mögen sich mit ihrem Klang „in unser Leben einmischen“, fügte Lendeckel hinzu, „und uns sagen, welcher Weg der richtige ist“.
Angst und Unsicherheit und damit kein guter Geist hätten vor einigen Tagen in Erfurt wegen des doppelten Bombenalarms geherrscht, sagte Weihbischof Hauke in seiner Ansprache. Und in Köln habe es den traurigen Gottesdienst im Gedenken an die Opfer des Flugzeugabsturzes in Südfrankreich gegeben. Angesichts solcher Nachrichten sei es schön, wenn auch über gute Dinge berichtet werden könne wie den Entschluss eines Mannes, sein Schiff ins Mittelmeer zu bringen, um dort Flüchtlinge zu retten – und eine Glockenweihe. „Da spürt man einen guten Geist. Das klingt gut, das macht eine gute Stimmung“, meinte Hauke und dankte den Künstlern, den Handwerkern und allen Sponsoren, die an dem Werk beteiligt waren.
Die örtlichen Vereine waren mit ihren Fahnen dabei, die Feuerwehrleute in Uniformen, die Kommunionkinder in ihrer Festkleidung und der katholische Kindergarten, der mit einigen Liedern zur Gestaltung der festlichen Stunde beitrug. Die Uderaner Musikanten begleiteten den Gemeindegesang und am Schluss auch das obligatorische Eichsfeldlied. Karola Rohrberg vom Kirchenvorstand, Bürgermeister Gerhard Martin, zwei Mitglieder des Kirchenvorstandes, Robert Riethmüller aus Rohrberg, ein Mitglied der Familie Baumgarten, die 1989 die St.-Michael-Glocke gestiftet hatte, sowie die evangelische Pfarrerin Katharina Lüpke als Zeichen der ökumenischen Verbundenheit übernahmen das erste Anschlagen der Glocken. Robert Riethmüller trug auch den Text über die Geschichte der Glocken dieser Kirche vor, der auf der St.-Marien-Glocke zu lesen ist.
Die große Jakobus-Glocke wiegt 1570 Kilo bei einem Durchmesser von 136 Zentimeter und ist auf es‘ gestimmt. Sie ist mit einem Bild von Jakobus und dem Gemeindewappen verziert. Am Schlagring steht: „Kommt her – folgt mir nach + Ich werde euch zu Menschenfischer machen.“ Die 1100 Kilogramm schwere Marienglocke trägt ein Bild der Verkündigung an Maria, die Bitte „Maria – Königin des Friedens – bitte für uns“, zwei weitere Glaubensaussagen, besagte Inschrift, deren Jahreszahlen von 1520 bis 2015 reichen, und den Vermerk „Aus Gaben vieler Spender“. Die 780 Kilogramm schwere Michaelsglocke trägt neben einer Darstellung des Erzengels die Bitte: „St. Michael – Streiter Gottes – schütze das gläubige Eichsfeld“ sowie den Hinweis auf die Stifterfamilie Fritz und Margaretha Baumgarten.
Jürgen Backhaus / 20.04.15 / TA
