Bernhard Gunkel und Berni Jünemann sind schon seit 60 Jahren Mitglied im Männergesangverein und noch immer aktive Sänger. Für diese Treue wurden sie jetzt in Uder ausgezeichnet. Foto: privat
Als er in den Chor eintrat, war das Kreissängertreffen in Heiligenstadt damals anlässlich des 30. Jahrestages der Befreiung vom Hitlerfaschismus. Das Ensemble aus Uder erhielt damals in der Chorbewertung die Note: "Oberstufe - sehr gut". Dadurch war die Teilnahme am Bezirkssängertreffen in Sondershausen (mit Prädikat "Mittelstufe - sehr gut") möglich. Es war die Blütezeit für Chöre in der DDR.
Gar für 50 Jahre Treue zum Verein wurde Ehrenmitglied Bernd Rohrberg (2. Bass, Eintrittsjahr 1965) geehrt. Als er sich dem MGV anschloss, war das Kreissängertreffen in Wüstheuterode. Man sang zur Jahreshauptversammlung der LPG "Am Wessen" in Uder oder zur Konsumdelegiertenkonferenz.
Mit Ehrenvorstand Bernhard (Berni) Jünemann und Ehrenmitglied Bernhard Gunkel sind zwei Sänger jetzt 60 Jahre im Verein und haben diesen entscheidend mitgeprägt. Beide sind immer noch aktive Sänger im 2. Tenor, gehören zu den aktivsten und sind Vorbilder an Beständigkeit. Obendrein ist Berni Jünemann langjähriger zweiter Vorsitzender des Vereins, seit 32 Jahren im Vorstand und als Ansager tätig.
Als die beiden im Chor begannen, hatte er noch 103 Mitglieder, davon 62 Aktive. Das Kreissängertreffen war damals in Leinefelde, und man fuhr auch mit einem Omnibus (damals nicht alltäglich) zum Sängertreffen nach Treffurt. Zum Abschuss des Abends wurde Arnold Werner als Dirigent verabschiedet. Er wird im nächsten Jahr 80. Sein Abschied stand schon seit ein paar Jahren im Raum und war nun offiziell.
Kein Dirigent hat diesen Chor so geprägt wie Arnold Werner, einmal vom zeitlichen Rahmen (rund 37 Jahre) und sicher noch viel mehr vom künstlerischen Niveau her. Arnold Werner begann als Chorleiter mit 30 Jahren "Concordia" zu dirigieren und machte in dieser Phase das Ensemble zu einem Spitzenchor des Eichsfeldes, unter anderem "Ausgezeichnetes Volkskunstkollektiv der DDR".
Chorlandschaft verliert eine große Persönlichkeit
• Kein Dirigent hat Uders Chor so geprägt wie Arnold Werner. Jetzt nahm er Abschied von dieser Funktion. Foto: privat
Werner blieb zunächst bis 1987. Er war auch 33 Jahre Dirigent vom MGV "Liederkranz" in Arenshausen, davon bald 20 Jahre gemeinsam mit Uder. Im August 1999 (Werner machte in Uder 11 Jahre Pause) war sein erster Auftritt zu einer diamantenen Hochzeit in Spanbeck/Niedersachsen, und damit begann die intensivste Zeit für den Chor "Concordia". 1999 wurde Arnold zum "Ehrenchormeister" des Vereins ernannt. Die Verleihung des Bundesverdienstkreuzes am Bande erfolgte auf Antrag des MGV "Concordia" im Jahre 2004. Anschließend kam es zur Verleihung der Ehrenbürgerschaft in Uder im Jahre 2009.
Ebenfalls bekam der Chor vom Bundespräsidenten 2004 zum zweiten Mal nach 1929 die "Zelter-Plakette" verliehen - für die Pflege des vierstimmigen Chorgesanges und des deutschen Volksliedes, worin natürlich auch ein großer Teil von Arnold Werner steckt. Größere Auftritte dieser Zeit waren unter anderem im Dom in Fulda (2003), Dom Salzburg (2004), Dom Erfurt (2005), Dom Freiburger Münster/Breisgau (2006), Dom Paderborn (2007), Dom Osnabrück (2008) und im Dom in Würzburg (2009).
Der MGV Uder beteiligte sich mit Arnold Werner an allen Sängerfesten der Region (zuletzt 145 Jahre MGV Heiligenstadt, 100 Jahre Gesangverein Cäcilia Rohrberg, 100 Jahre Gesangverein Gernrode und 90 Jahre MGV Liederkranz Arenshausen). Insgesamt leitete er den Chor über rund 1600 Proben und 700 Auftritte. Die Eichsfelder Chorlandschaft verliert mit ihm eine seiner herausragenden Persönlichkeiten.
Als jetzt das "Schifferlied" (im Text: "Es löscht das Meer die Sonne aus...") verklungen war, ging die einzigartige und bewundernswerte Chorleiterzeit eines Spitzendirigenten zu Ende, für den Männergesangverein eine unvergleichliche chorische Ära, die ihresgleichen sucht.
Johannes Schmidt / 18.02.15 / TA
