Eine Grippe, eine Ampel und 80 Prozent Spaß

Reiner Haseloff, Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt, ist zu Gast beim Empfang in Uder

Silvana Tismer

Uder. Freude und Trauer, Besorgnis und Humor liegen beim Neujahrsempfang der Gemeinde Uder am Sonntag ganz eng beieinander. Für Bürgermeister Gerhard Martin (CDU) ist es der erste offizielle Termin in diesem Jahr. Er gibt offen zu, dass eine fiese Grippe ihn in den vergangenen Wochen darnieder gerafft habe. „Zum Neujahrsempfang musste ich einfach wieder auf den Beinen sein, hilft ja nichts."

Er bittet die Gäste - Vertreter der Gemeinde, von Institutionen, aus den Vereinen und aus dem Ehrenamt - gleich zu Beginn, sich zu erheben und ein stilles Gebet zu sprechen. Ein Feuerwehrkamerad aus Uder war Anfang der Woche bei einem tragischen Arbeitsunfall verstorben. Auch der sachsen-anhaltinische Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) steht auf, betet still mit den Uderanern. Er ist Gast des Empfanges, war spontan einer ebenso spontan ausgesprochenen Einladung gefolgt. Allerdings hat er auch tiefe familiäre Bindungen nach Uder und damit ins Eichsfeld. Also fällt die Zusage doppelt leicht. Für ihn sei der Neujahrsempfang jedes Jahr eine gute Gelegenheit, Danke zu sagen, meint Gerhard Martin. Danke an den Gemeinderat, an die vielen Ehrenamtlichen im Ort. So etwas brauche ein Bürgermeister, um das Beste für seine Gemeinde herauszuholen. 2007 sei der erste Empfang dieser Art ein Versuch gewesen. Die Popularität sei bis heute ungebrochen. Man habe schon Olympiasieger als Gast gehabt - und Ministerpräsidenten. Dieter Althaus sprach schon hier, auch Bernhard Vogel. „Es ist scheinbar das Dorf im Eichsfeld mit der höchsten Ministerpräsidentenbesuchsdichte", frotzelt später in seinem Grußwort der Eichsfelder Landtagsabgeordnete Thadäus König (CDU).

Kurz geht Gerhard Martin auf das ein, was 2019 geschafft wurde. Endlich sei mit der Klosterstraße auch die letzte Gemeindestraße ausgebaut. Großes Lob hat er für die Planer und Bauer der Schmiedegasse übrig. „Über eineinhalb Jahre klappte alles hervorragend - aber dann kam die Ampel", sorgt Martin für einen gehörigen Lacher. „Alle Freude war an einem Nachmittag dahin." Eine Baustellenampel, dazu noch falsch programmiert& eine Lösung müsse endlich her, fordert Martin. Ihn würde es nicht wundern, wenn diese „Meisterleistung" Thema im Karneval sei.

Die Gemeinde wächst, Baugebiete werden dankbar angenommen. Der Männergesangverein ist 140 Jahre alt, die Wanderstiefel bringen es auf 20 Jahre, die Kirmesburschen auf 100. In diesem Jahr werde der Kirchenchor 80, der Reitverein 30 und der Karnevalsverein 20 Jahre. „Und 2021 feiert der Sportverein Hundertjähriges, es würde mich freuen, wenn dann auch die fußballerischen Leistungen Anlass zur Freude geben würden", produzierte Martin wieder Heiterkeit. Der Gemeinderat hat sich verjüngt, plötzlich sei der Bürgermeister der alte Mann. Aber ihn freue es, weil er das gleiche Brennen für den Ort spüre, wie im alten Gremium.

Aber es gebe auch Schattenseiten. Vor allem an übergeordnete Behörden richtet Martin seinen Unmut. „Sie sollen eigentlich Dienstleister der Gemeinden sein, aber es wird uns nur erzählt, was alles nicht geht." Die Verkehrsführung in der Kirchgasse meint er damit, die Kinderbetreuung und dass man seit fünf Jahren vergeblich um Hochwasserschutz für Schönau kämpfe. 80 Prozent seines Ehrenamtes bereiten ihm großen Spaß. Und für die restlichen 20 gebe es die Aufwandsentschädigung. Martin gibt offen zu, dass er überlegt hat, sein Amt zur Verfügung zu stellen. Aber er hat weitergemacht - wegen der 80 Prozent. Reiner Haseloff war gebeten worden, über das Regieren in schwierigen Zeiten zu sprechen. „Es wäre vermessen von mir, hier aus der Ferne ungebetene Ratschläge zu geben", sagt er. „Aus eigener Erfahrung kann ich aber sagen, dass die Jahre der Minderheitsregierung in meinem Bundesland die schwierigsten waren. Mehrheiten sind einfacher." In Thüringen seien die Verantwortlichen nun in der Pflicht, die ihnen vom Wähler gestellte schwierige Hausaufgabe zu lösen. Die gesamte Geschichte Deutschlands sei von kommunaler Selbstverwaltung getragen. Das sei auch das Herz der Demokratie. Im Gegensatz zum Zentralismus werde tatsächlich Politik an der Basis gemacht, nur was vor Ort nicht selbst geht, wird an die nächsthöhere Stelle herangetragen. „Die neue Regierung in Thüringen muss das ganze Land regieren. Nur wenn sie sich das klar macht, kann sie den inneren Frieden halten." Erstaunlich findet er es, dass bei Umfragen zwar herauskommt, dass 80 Prozent der Bevölkerung zufrieden ist, aber nur 30 Prozent der Meinung sei, Deutschland habe eine gute Zukunft. „Es geht uns so gut wie noch nie." Bereitschaft zur Verantwortung sieht er als ganz wichtig an, vor allem an der Basis. „Wenn es die nicht mehr gibt, dann geht unsere Demokratie ganz schweren Zeiten entgegen." Er und Thadäus König sind sich aber einig, dass mit einer Minderheitsregierung der einzelne Abgeordnete mehr zählt als bisher. Und das sei die Chance für die Wahlkreise, ihre Stimme über ihre Abgeordneten zu erheben und Haltungen deutlich zu machen.

Bevor Ortschronist Siegfried Arand das Jahr 2019 in einem Bildervortrag noch einmal zurückholte, stellte sich Katharina Gümpel vor. Die junge Künstlerin war von Gerhard Martin gebeten worden, den Saal der Riedelsburg mit Gemälden zu verschönern. Sie hat die drei Skulpturen im Dorf - den Ossenritter, den Pilger und die Büste von Heimatdichter Martin Weinrich - genauestens studiert und nach diesen Vorbildern drei Acrylbilder angefertigt. Sie wurden von den Gästen bewundert.

Das Urheberrecht für diesen Artikel liegt bei der Mediengruppe Thüringen (TLZ), welche uns freundlicherweise erlaubt hat diesen zu veröffentlichen.

Bürgermeister Gerhard Martin

Dr. Reiner Haseloff, Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt

Dr. Thadäus König, CDU Landtagsabgeordneter

Gemälde von Katharina Gümpel


Gemeinde Uder
Bürgermeister: Gerhard Martin

Siedlung 14
37318 Uder

Tel.: 036083 480-0
Fax: 036083 480-24

E-Mail: info@gemeinde-uder.de
Internet: www.gemeinde-uder.de
Sprechzeiten Bürgermeister
Knorrsches Haus
Kirchgasse 4

dienstags von 17:00 - 19:00 Uhr
Gemeinde Uder
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