Streitbar und vom Gewissen gelenkt – 25 Jahren im Gemeinderat Uder

 Die beiden Uderaner Dieter Klinge und Johannes Schmidt standen auf dem Wahlzettel und wurden in den Gemeinderat gewählt. Beide Protagonisten des Uderaner Gemeinderates saßen seit Anfang des Jahres 1990 schon am „Runden Tisch“ der Gemeinde Uder, der die Gemeindevertretung des alten SED-Regimes ablöste. Dieter Klinge saß dort für den Uderschen Sportverein, Johannes Schmidt für die „Demokratische Initiative“ der Wendezeit.

Zur Erinnerung: Im Herbst 1989 gingen (auch) Tausende Eichsfelder auf die Straße und demonstrierten friedlich gegen das Unrechtssystem „DDR“ für eine bessere Zukunft des Landes, sie rangen dem Stasi-System demokratische Machtverhältnisse ab, forderten neben sauberer Umwelt, Menschenrechten, Meinungs-, Presse- und Reisefreiheit auch demokratische Wahlen ein. Das alte SED-Regime war verantwortlich für Lüge, Raub, Folter, Terror, Mord und Totschlag, für 1000 Mauertote, Gehirnwäsche, Gewalt, Zwangssterilisation, Zwangsadoptionen, Zwangskollektivierung, Zwangsaussiedlung, Zwangsenteignung, kurzum für alles, was mit Zwang und Gewalt in der DDR zu tun hatte.

Dazu Johannes Schmidt: „Ich bin heute noch zutiefst dankbar, dass ich diese Wendezeit erleben durfte und mich aktiv einbringen konnte. Ich betrachte heute noch die friedliche Revolution von 1989 als ein Geschenk des Himmels, das allerdings nicht vom Himmel fiel, es musste sich durch mutige Menschen, die immer und immer wieder das marode politische System des Parteistaates DDR und deren Missstände anprangerten, erkämpft werden.“

Zum Gemeinderat wurde Dieter Klinge über die Liste „Bund Freier Demokraten“(heute: FDP) und Johannes Schmidt über die Liste „CDU“ gewählt. Sie sind in der Gemeinde Uder nun die einzigen Gemeinderäte, die von der ersten freien Wahl (sogar schon vom „Runden Tisch“) durchgängig bis heute im Gemeinderat vertreten sind.

Schmidt: Bestes Ergebnis aller Kandidaten Johannes Schmidt erzielte bei dieser ersten freien Wahl das beste Wahlergebnis aller Kandidaten in Uder und wurde der erste „Gemeindevertreter-Vorsteher“ der Gemeinde. Ebenfalls wurde er bei dieser Kommunalwahl Mitglied im ersten freigewählten Kreistag des Kreises Heiligenstadt. Im Gemeinderat Uder bildete sich im April 1992 um Schmidt und Klinge die „Unabhängige Demokratische Fraktion“ (UDF), eine Wählergemeinschaft, der Monika Köhler, Marianne Hartlieb, Harald Mühlenbeck und Johannes Schmidt (alle aus der CDU), Dieter Klinge (parteilos auf FDP-Liste) und Heinz Kobold (Bauernverband) angehörten. Auch heute stehen beide noch an der Spitze der Fraktion. Vor fünf Jahren wurden Schmidt und Klinge zu „Ehrengemeinderäten“ der Gemeinde Uder ernannt.

Die beiden Dauer-Gemeinderäte sind natürlich auch über Jahrzehnte gesellschaftlich aktiv. Während Dieter Klinge seit 1992 dem FSV Uder 1921 (mitgliederstärkster Verein in Uder) als Vorsitzender vorsteht, ist Johannes Schmidt langjähriger Vorsitzender des ältesten Vereins der Gemeinde, dem Männergesangverein „Concordia“, gegründet 1879.

Auch das Hobby Fußball verbindet beide Beide verbindet auch noch ein gemeinsames Hobby: sie sind seit 50 Jahren in ihrem Heimatverein, von der Schülermannschaft bis zu den „Alten Herren“ im Fußball aktiv. Stolz blicken beide auf den im Jahr 2004, mit einem Spiel gegen das „Althaus-Team“ des ehemaligen Ministerpräsidenten Dieter Althaus, eingeweihten neuen Sportplatz in Uder, für den sie gemeinsam jahrelang im Gemeinderat kämpften. Beide langjährigen Gemeinderäte ziehen auch ein persönliches Fazit ihren ehrenamtlichen Betätigung zum Gemeinwohl. „Wenn man mich persönlich nach der „Demokratie“ von heute fragt, kann ich sagen, die Demokratie am „Runden Tisch“ in der Wendezeit hatte für mich eine höhere Qualität, als die „parteigelenkte Demokratie“ von heute, weil damals jeder nach seinem Gewissen und für eine Sache entschieden hat, jeder am Tisch in seiner Gesamtheit und Meinung geachtet wurde“, meint Johannes Schmidt.

Und Dieter Klinge: „Ohne das ehrenamtliche Engagement des in der Sache und um den Ort Uder stets streitbaren Johannes Schmidt sowie der Überzeugung, das Demokratie auch in einem kleinen Ort wie Uder einer politische Vielfalt bedarf, mancher sagt dazu Opposition, hätte ich wahrscheinlich schon längst den Rückzug aus der Kommunalpolitik angetreten.“ Harald Mühlenbeck / 09.05.15 


Gemeinde Uder
Bürgermeister: Gerhard Martin

Siedlung 14
37318 Uder

Tel.: 036083 480-0
Fax: 036083 480-24

E-Mail: info@gemeinde-uder.de
Internet: www.gemeinde-uder.de
Sprechzeiten Bürgermeister
Knorrsches Haus
Kirchgasse 4

dienstags von 17:00 - 19:00 Uhr
Gemeinde Uder
Jetzt zum um Startbildschirm hinzufügen!

Durch die weitere Nutzung der Seite stimmst du der Verwendung von Cookies zu. Weitere Informationen

Akzeptieren