Diegmanns Laden in Uder gibt es schon seit 150 Jahren

Uder (Eichsfeld). Bunt geschmückt ist das Geschäft. Wer in diesen Tagen durch die Straße der Einheit fährt, kann es nicht übersehen. Diegmanns feiern das 150-jährige Bestehen ihres Ladens. 

 Gerhard Diegmann führt das Geschäft in Uder seit 24 Jahren. Seinen Vorfahren hat er jetzt eine Jubiläums-Tafel gewidmet. Foto: Jens Feuerriegel 

Als fünfte Generation halten Cornelia und Gerhard Diegmann die Familientradition am Leben. Als Seifensieder hatte sein Ururgroßvater Josef Flucke das Geschäft im Jahre 1863 gegründet. Exakt an der Stelle, an der es heute noch zu finden ist. Josefs Sohn Fritz Flucke übernahm den Laden und reichte ihn im Dezember 1932 an Tochter Maria und deren Ehemann Andreas Dietrich weiter. Vor allem mit Kerzen, Stoffen und Hüten machte sich das kleine Kaufhaus einen Namen im Eichsfeld. 

Dietrichs hatten ebenfalls eine Tochter: Elfriede. Sie heiratete Herbert Diegmann. Beide arbeiteten ab März 1953 im Geschäft mit und übernahmen es im Juni 1964 vollständig. Uder mauserte sich zum Ferienort. Gerhards Vater stellte sich darauf ein. Er erweiterte das Sortiment, verkaufte nun auch Andenken. Und er bot alles an, was Urlauber zu Hause vergessen könnten: von der Zahnbürste bis zu den Strümpfen. Da Fasching in Uder schon damals eine große Rolle spielte, holten sich Diegmanns die Gewerbegenehmigung, auch Fest- und Scherzartikel verkaufen zu dürfen. "Bei uns gab es immer Dinge, die es anderswo nicht gab", erinnert sich Gerhard Diegmann. "Meine Eltern hatten alles. Und was sie nicht hatten, konnten sie besorgen." 

Josef Flucke war Seifen¬sieder und gründete das Geschäft vor 150 Jahren. 

Schon als Kleinkind saß Gerhard Diegmann in einer Kiste neben der Kasse. Jeder Zentimeter des Geschäfts war ihm vertraut. Und wenn andere in seinem Alter Fußball spielten, half er im Laden aus. Besonders viel Spaß bereitete ihm das nicht. Nur einmal im Jahr. "Wenn es bei uns die Silvester-Knallerei gab, da war ich der King." Gerhard Diegmann wollte nicht in die Fußstapfen seines Vaters treten. "Ich sah, dass meine Eltern fast jede Minute im Laden verbrachten", blickt der 55-Jährige zurück. Diesen Lebensweg sah er nicht für sich. Bei der Wismut in Schlema im Erzgebirge schloss er eine Berufsausbildung mit Abitur ab, studierte Maschinenbau in Magdeburg und arbeitete als Ingenieur bei Solidor in Heiligenstadt. 

Aus Altersgründen gaben die Eltern Anfang 1989 auf. Die Konsumgenossenschaft griff zu, wollte sich die Räume sichern. Doch die Wende kam. Und mit ihr die große Unsicherheit bei Solidor. Gerhard Diegmann sah dort für sich keine Zukunft und besann sich auf seine Wurzeln. Er übernahm den Laden seiner Eltern, entriss ihn dem Konsum. Nur kurz stemmte er das Geschäft allein. Dann stieg auch seine Frau mit ein. 

"Mit 20.000 Ost-Mark und einem gebrauchten Lada - so fingen wir an", erinnert sich Gerhard Diegmann. Gemeinsam hielt das Ehepaar das Firmenschiff immer auf Kurs. An guten wie an schlechten Tagen. Schon seit 24 Jahren. Zeiten ändern sich. Und der Warenhandel wandelt sich. Diegmanns verkaufen keine Fernsehgeräte oder Waschmaschinen mehr. Mit Fachmärkten können sie nicht konkurrieren. Vorbei ist auch das Bildgeschäft, seitdem fast nur noch mit digitaler Technik fotografiert wird. 

Heute haben sich Diegmanns vor allem auf Dekorationen spezialisiert. "Gefeiert wird im Eichsfeld immer", begründet der Firmenchef diesen Schritt. So gibt es hier fast alles, was für ein Fest gebraucht wird: von Kerzen über Tischschmuck bis zu den passenden Geschenken. Zudem konzentriert sich das Geschäft auf Schreibwaren und Spielzeug. Darüber hinaus blieb aber auch ein breiteres Warensortiment noch im Angebot - nur halt in kleinerem Rahmen. Eine sechste Generation wird es wohl nicht geben. "Nach uns ist Schluss", sagt Gerhard Diegmann. "Unsere Tochter ist Zahnärztin", erklärt er und fügt lachend hinzu: "Und auf Enkel wollen wir nicht warten. Da wären wir dann doch zu alt." 

Jens Feuerriegel / 12.09.13 / TA 


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