"Ich bin ein Eichsfeld-Fan"

Am 23. Juli feiert Franz Konradi Geburtstag, eine Woche später verabschiedet er sich von seinen Schäfchen. 20 Jahre war er Seelsorger dieser wachsenden Gemeinschaft. Zeichnete er zunächst nur für Niederorschel, Kleinbartloff und Hausen

Franz Konradi vor seiner Kirche in Niederorschel. Sein Credo lautet: "Gott ist der Macher". Foto: Thomas Müller 

Niederorschel. Über 5000 Katholiken betreut der noch 67-Jährige keine kleine, aber dafür auch keine homogene Gemeinde, lächelt der Pfarrer. 1943 in Neuendorf, also im Grenzgebiet geboren, besuchte der Junge von Klasse 1 bis 7 die Dorfschule mit zwei Lehrerinnen. Doch aus Franz sollte mehr werden. So ging er an die Schule nach Heiligenstadt. Mit einer Schwäche: "Mein Russisch war nicht gut, ich musste viel nachholen." Gewohnt hatte er die Jahre im benachbarten Konvikt. "Ich gehöre zur letzten Generation von Knaben", erinnert sich Franz Konradi. Neben 150 Schülern übernachtete er hier noch, doch der Staat stoppte bald den Zufluss an die kirchliche Einrichtung, erhöhte den Druck auf die Eltern. 

Schließlich gelang es dem Sohn einer Kriegswitwe, das Abitur abzulegen. Allerdings in Worbis. "Der Jahrgang 1962 bestand aus 34 Jungs, vier gingen ans Priesterseminar." Franz war einer von ihnen. Um das Abitur ablegen zu dürfen, hatte er sich zwar freiwillig zur Armee gemeldet, doch mit der offiziellen Einführung der Wehrpflicht rutschte der angehende Theologe durch das Netz. Der Dienst an der Waffe blieb ihm, dessen Vater drei Monate nach seiner Geburt gefallen war, erspart. Reichtum herrschte nicht, die Mutter verdingte sich in der Zigarrenfabrik. 

Derweil Franz Konradi davon träumte, in die Mission nach Afrika zu gehen. Wie sein Onkel, den er nie gesehen hatte. "Doch es war unrealistisch, die DDR ließ in diesen Jahren niemanden ziehen. Deshalb entschied ich mich für ein Physikstudium und war auch schon in Halle angenommen, aber ich gab es zurück. Ich wollte doch lieber Theologie studieren, wenn ich zunächst auch kein großer Redner war. Ich hatte zitternde Knie beim ersten Auftritt." 

Viereinhalb Jahre Studium, dann eineinhalb Jahre Priesterseminar. Bischof Hugo Aufderbeck war es schließlich, der den Eichsfelder im Erfurter Dom in den Priesterstand hob. Das war am 27. Juni 1970 unter dem euphorischen Eindruck des Konzils, nach dem sich die Kirche öffnen wollte. In Weimar verbrachte Konradi ein Jahr als Kaplan, an St. Lorenz in Erfurt arbeitete er viel in der Jugendarbeit. Von 1975 bis 1982 verschlug es ihn abermals ins Sperrgebiet, nach Bremen in der Rhön. 

Und dann endlich wieder das Eichsfeld, seine Heimat, die er liebt. Für die er nach der Wende den Heimatkundeverein mit aus der Taufe hob. Konradi wurde Erwachsenenseelsorger und Rektor am Bergkloster, in dem damals noch 60 bis 70 Schwestern lebten. "Sicher wurden wir vom Staat reglementiert", blickt er zurück. Aber der Druck in den 80ern sei moderat gewesen. Er selbst durfte sogar ins westliche Ausland fahren. 

Als sogenannter kirchlicher Reisekader. "In dieser Zeit habe ich ein wenig Weltkirche kennengelernt", sagt der Geistliche. Vielleicht eine gute Voraussetzung, um 1990 am Runden Tisch in Heiligenstadt als weiser Moderator aufzutreten. Auf eigenen Wunsch bekam Konradi 1991 erneut eine Gemeinde: Niederorschel. "Ich wollte wieder normale Seelsorge, wollte die Lebengeschichten der Menschen begleiten." Das tat er nun zwei Jahrzehnte lang, mit Höhepunkten wie der Kinderbibelwoche oder der begehbaren Bibel. 

Mit Sorgen auch, weil ganze Familien nach Jahrhunderten Tradition plötzlich nicht mehr den Gottesdienst besuchen. Mit viel Arbeit und Freude, wenn der Senior an die Kindergärten denkt. Künftig will Franz Konradi sich Wallfahrten widmen, zunächst ins schweizerische Flüeli. Das Haus räumt er für den Rohrberger "Solarpfarrer" Michael Ipolt, der hier ein erneuerungsbedürftiges Dach vorfindet, bereit für Solarkollektoren. Konradi selbst zieht nach Uder. Dort ist er der Bildungsund Ferienstätte nahe. Der Priester ist Vorsitzender des Trägervereins. Aber auch der Seelsorge will er treu bleiben. 

Thomas Müller / 13.07.11 / TA 


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